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Heute im Fensehen!


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Jerewaner

Journal

Fotos: Wiebke Zollmann

Über das Leben und Schreiben in Jerewan – Eindrücke und Begegnungen. Autorin und Fotografin Wiebke Zollmann

hat eine enge Bindung zu Armenien: Zunächst hat sie dort für eine Umweltschutzorganisation gearbeitet.

Für das Studium an der HKB ist sie in die Schweiz gekommen, hat aber ihre Semesterferien in Jerewan verbracht.

Nun ist sie wieder zurückgekehrt, um für ein Jahr Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten.

Von Wiebke Zollmann*

——— Andranik, dem ich bei meinem Spa-

ziergang durch Jerewan begegne, ist Künstler

und steht auf der Vernissage, dem allwöchentli-

chen Freiluftmarkt. Statt Stillleben mit Blumen-

sträussen oder Granatäpfeln malt er Stühle und

zerfallende Autos, für 70 000 AMD 1 auf Lein-

wand, für 8000 AMD 2 auf Pappe. Seit einiger

Zeit zeichne er auch Berge und Klöster, sagt er,

schliesslich bestreite er mit der Malerei seinen

Lebensunterhalt. Aber die Autos auf Leinwand

verkauften sich am besten. Dauerten auch am

längsten, zwei Wochen. Die Pappbilder hinge-

gen nur ein paar Stunden. Andranik male aber

nicht nur, er forsche auch. Wobei Forschung

bedeute, dass er nachdenke, und im Moment

denke er über das System einer Weltsprache

nach: 
«Der Name Andranik kam im siebten

Jahrhundert aus dem Griechischen nach Arme-

nien. Andranik und André – das ist alles nicht

weit voneinander entfernt. Oder Encore und

Ankjun 3. Wenn man noch ein Kind bekommt,

stellt man dafür ein neues Bett auf. Und Betten

stellt man in Ecken. Also: noch ein Kind, noch

ein Winkel. Und Ankoghin, Bett. Kogh bedeutet

Seite.» «Was Sprachen über Gesellschaften

aussagen», antworte ich, weil ich nicht weiss,

was sagen, und hoffe, dass er einfach weiter

spricht. 
«Dass alle eine sind», sagt er, «und

dass alle dieselben Wurzeln haben, nicht

nur das Indoeuropäische.»
Ich widerspreche.

Sonderlich viele Gemeinsamkeiten seien meiner

Meinung nach zwischen Deutsch und Arme-

nisch nicht zu finden.
Andranik lacht. 
«Es ist

wie beim Baum. Du fängst bei den Blättern und

Zweigen an zu suchen. Ich beginne beim

Stamm. Natürlich gibt es Gemeinsamkeiten.

Weisst du, ich habe nie ein Buch über Linguistik

gelesen. Ich habe alles allein herausgefunden,

was ich über Sprachen weiss – und ich habe ihr

ganzes System gefunden. Ich schreibe, ich dich-

te, ich komponiere, ich male. Das hat mir Gott

gegeben. Jedem gibt Gott etwas Eigenes. Ich

will nur nicht, dass die Menschen das stehlen,

was ich erdenke. Es sind meine Ideen, ich will

nicht, dass ich sie erzähle und die anderen sie

publizieren. Aber ich will meine Ideen teilen,

natürlich. Weisst du, wenn man nie liest, was

die anderen schreiben, und trotzdem zum glei-

chen Schluss kommt – das ist spannend, oder?

Du machst keine Kopie, du schreibst nichts

Wissenschaftliches, um eine Zeile hinzuzufü-

gen. Du entdeckst das System. Das zählt. 
Die

Sprache ist viel mächtiger als die Menschen.

Der Mensch nimmt aus der Sprache nur, was er

begreift. Natürlich könnte er mehr nehmen, die

Sprache bietet immer ein Vielfaches von dem,

was der Mensch für sich auswählt. Aber wenn

Zivilisation für dich nichts bedeutet, wenn du

nicht in Zivilisation lebst, warum solltest du das

Wort verwenden? Die Wörter, die der Mensch

JEREWAN

EinwohnerInnenzahl 1 201 322

Fläche 227 km2

Zeitzone (Differenz zu MEZ) +3 h

Distanz zur HKB (Standort Fellerstrasse) 3978 km

sich aneignet, beackert er, kultiviert er. Mscha-

kujt bedeutet Ackerbau und Kultur. Und der

Mensch gibt die Sprache an seine Kinder weiter.

Sprache ist immer da und die Menschen neh-

men von ihr, was sie brauchen. Einige Wörter

klingen in vielen Sprachen gleich, aber ihre Be-

deutungen haben sich verschoben, dem Leben

angepasst, sie sind beackert worden von ver-

schiedenen Gesellschaften, bestellt, aber die

Wurzeln siehst du noch.»

Ich kaufe die Ansicht einer Garage mit

schiefem Strommast im Vordergrund; dann

gehe ich in Richtung Republikplatz weiter, der

in der Mittagshitze beinahe menschenleer ist.

Einsam erheben sich Wasserfontänen vor der

Nationalgalerie, gurgeln die Trinkbrunnen auf

dem Trottoir.

Am Abend stolpere ich über die fête de la

musique: Auf dem Platz der Freiheit findet ein

Rockkonzert statt, finanziert von Orange Arme-

nia und der französischen Botschaft. Die Meute

ist jung und mutet europäisch an: Frauen mit

wallendem Langhaar in weiten Kleidern oder

Hemd und Jeans. Jungen und junge Männer tan-

zen, lachen, klatschen. Überall in die Höhe ge-

rockte Arme mit Smartphones; die Videos zit-

tern später im Beat.

Fünf Minuten Fussweg entfernt sitzt ein

alter Mann in der schönsten Strasse der Stadt,

spielt Akkordeon und singt russische Weisen,

dabei wendet er den Kopf unruhig hin und her.

Ich setze mich neben ihn und will ihm zuhören,

aber er unterbricht sein Spiel und fragt, woher

ich komme. Kaum habe ich geantwortet, beginnt

er zu erzählen:

«Stalin war kein schlechter Mann, die So-

wjetzeit keine schlechte Zeit. In der Sommerhit-

ze, so wie heute, war die Stadt leer, weil die

Menschen in den Urlaub fuhren. Alles war bil-

lig, essen, wohnen. Heute lebe ich in einer Sozi-

alwohnung. Aber der Mensch wird sauberer, je

älter er wird. Ein Kind will im Dreck spielen,

sich mit allem Müll umgeben. Wenn der

Mensch älter wird, befreit er sich. Ich bin gross,

ich bin alt, hör mir zu, wenn ich dir sage: Stalin

war kein schlechter Mann. Vergiss, was du ge-

lernt hast. Der hat für das Volk gesorgt und da-

für, dass die Menschen zusammenkamen. Was

haben wir heute: Freiheit. Ein guter Mensch zu

sein, ist schwer. In der Sowjetunion durfte nir-

gends gebaut werden, wo grün war. Es gab

Parks, wo die Menschen sich ausruhen konnten.

Und jetzt: Freiheit, Freiheit! Sie bepflastern die

Parks mit Cafés, sie fällen die Bäume. Das ist die

Freiheit, die alle wollten? Das Wohnen kannst

du dir nicht leisten, das Essen ist teuer, und

wenn du isst, schmeckt es nicht.»

Während er redet, schwankt sein Oberkör-

per. Der Alte rudert mit den Armen, als müsse

er sich aus seinen russischen Liedern zurück in

die armenische Sprache manövrieren. Er sieht

mich an, springende Augen, sie sind blutunter-

laufen. Im rechten ist ein dunkelroter Punkt wie

ein Hahnentritt in einem Ei. Die Hände sind

gelb, die Nägel schwarz.

«Mein Arzt verschreibt mir Medikamente,

die nicht helfen. Deshalb rauche ich, für die

Nerven. Ich muss mich beruhigen. Aber die Zi-

garetten sind voller Synthetik. Früher haben die

Menschen Tabak gepflückt, Zigaretten gerollt

und sind hundert Jahre alt geworden. Mensch-

lichkeit, heisst das, dass man den Menschen

Dinge verkauft, die sie krank machen?»

Eine Weile sitzt er schweigend da und mus-

tert mich. «Mädchen», sagt er dann, «tut mir

leid, dass ich dich beschwert habe.»

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  • 2 недели спустя...

http://www.the-voice-of-germany.de/video/47-first-look-rita-movsesian-clip

Der Gesang ist für Rita Movsesian wie ein Ventil: Wut, Liebe, Sehnsucht und ganz viele andere Gefühle lassen sich durch die Kraft der Stimme für sie am besten ausdrücken. Rita möchte gerne in Team Rea. Wird sie ihren Auftritt gut über die Bühne bringen?

https://www.facebook.com/rmovsesian

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  • 4 месяца спустя...

Große Bühne für politische Botschaften

European Song Contest: Armenien erinnert an den Genozid, Frankreich beklagt Vergessen der Nationen

16.03.15

Will mit ihrer Botschaft nicht nur bei Radio Eriwan gehört werden: Inga Arshakyan (li.), hier mit ihrer Schwester beim ESC-Auftritt 2009. Bild: action press

Nachkommen von Überlebenden des Völkermords an den Armeniern aus allen fünf Kontinenten wollen mit dem Titel „Don’t Deny“ („Leugne nicht“) Armenien beim Eurovison Song Contest (ESC) in Wien vertreten. Die Türkei, das den Völkermord auch zu dessen 100. Jubiläum leugnet, protestiert.

Infolge des Genozids an den Armeniern, bei dem vor 100 Jahren 1,5 Millionen Menschen getötet oder in die ganze Welt vertrieben wurden, gibt es heutzutage überall auf der Welt Menschen mit armenischen Wurzeln. Um das Gedenken an die Opfer dieses ersten Völkermords auch musikalisch zu transportieren, wurde aus sechs Künstlern der armenischen Diaspora – einem aus jedem Erdteil – und einem Künstler aus Armenien die Gruppe „Genealogy“ (Ahnenforschung) zusammengestellt. Der armenisch-französische Sänger Essaï Altounian ist als Repräsentant des Kontinents Europa dabei. Aus den USA kommt die dort aufgewachsene Sängerin und Liedschreiberin Tamar Kaprelian und der armenisch-äthiopische Musiker Vahe Tilbian ist aus Afrika dabei. Die aus Eriwan stammende Inga Arshakyan vertritt nach 2009 zum zweiten Male Armenien, damals hatte sie in Mos­kau im Duett mit ihrer Schwester Anush für Armenien Platz 10 belegt. Athena Manoukian lebt in Australien, wo sie mit der Single „XO“ erfolgreich war. Symbolisch stehen die fünf plus ein Musiker für die Blütenblätter eines Vergissmeinnicht, dem Emblem der Gedenkfeierlichkeiten in diesem Jahr in Armenien.

Mit dem Projekt „Genealogy“ und der unterschwelligen Botschaft „Don’t deny“ im 100. Jahr nach dem Genozid durch das Osmanische Reichs testet Armenien die Grenzen des „unpolitischen” ESC aus. Die Botschaft des armenischen Beitrages passt ausgezeichnet zum Motto des diesjährigen Sing-Wettbewerbs, „Building Bridges“ (Brücken bauen), das sich durch alle Bereiche des Ereignisses ziehen soll, wie es der federführende österreichische Rundfunk ORF verlangt.

Bevor der Text des Liedbeitrages von Armenien überhaupt bekannt ist, hat es bereits Kritik vor allem aus der Türkei gehagelt. Dort gibt es eine Unterschriftenkampagne, die wegen der politischen Botschaft die Disqualifikation Armeniens aus dem ESC fordert. Dabei hatte die Türkei noch 2012 selbst mit der Auswahl des sephardischen Türken Can Bonomo über den ESC eine Botschaft gesandt. Auch Aserbaidschan, das mit Armenien wegen der Region Berg Karabach im Konflikt ist, strebt eine offizielle Beschwerde an. Aserbaidschan hatte 2012, als die Megashow im eigenen Land stattfand, diese zu politischen Statements missbraucht. Ob die Türkei, die von der musikalischen Anklage in erster Linie betroffen ist, den ESC 2015 überhaupt ausstrahlen wird, ist fraglich, zumal das Land gar nicht selbst teilnehmen wird.

Obwohl laut ESC-Reglement politische Stellungnahmen in den Wettbewerbsbeiträgen nicht zugelassen sind, wurde in der Geschichte des ESC dies schon mehrfach umgangen. Der ESC war nie unpolitisch, oft hatten nicht nur die Titel der Gewinner des jeweiligen Jahres eine politische Botschaft, man denke nur an die Saarländerin Nicole, die mit „Ein bisschen Frieden“ 1982 den Titel für Deutschland holte. Auch die Repräsentanten der Ukraine hatten 2014 bereits im Vorfeld der Show versucht, zu Beginn des Krieges in Donezk politische Botschaften zu vermitteln. Der ESC ist, das hat der Sieg von Conchita Wurst im letzten Jahr einmal mehr bewiesen, auch eine Bühne für politische und gesellschaftliche Botschaften.

Aber nicht nur der armenische Beitrag birgt in diesem Jahr eine immens deutliche politische Botschaft. Auch der französische Beitrag „N’oubliez pas“ (Vergesst nicht) von Lisa Angell stellt ebenfalls schon aufgrund des Titels, der den Opfern des Ersten Weltkriegs gewidmet sein soll, eine Provokation für viele Menschen vor allem zwischen Istanbul und Baku dar. Denn in diesem Beitrag geht es ebenfalls um Gedenken an die ermordeten Armenier, die im Gegensatz zu den anderen Opfern des Krieges bewusst ausgegrenzt werden sollen. Nicht nur die Türkei, auch Länder wie Österreich und Deutschland meiden aus politischen Gründen den Begriff des Genozid. Darum möchte Frankreich, das als erstes europäisches Land den Genozid an den Armeniern anerkannt hat und auch nach 1915 die meisten armenischen Überlebenden des Genozids aufgenommen hat, für Gerechtigkeit sorgen – mit einer universellen Botschaft, deren Bedeutung weit über Armenien, Frankreich und Europa hinausgeht. Bodo Bost

http://www.preussische-allgemeine.de/nc/nachrichten/artikel/grosse-buehne-fuer-politische-botschaften.html

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  • 1 год спустя...

In der 2014 mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Late-Night-Show „NEO MAGAZIN ROYALE“ veranschaulicht Jan Böhmermann mit einem Gedicht über Recep Tayyip Erdoğan, was „Schmähkritik“ ist – etwas, was man im Gegensatz zur Satire, auch in Deutschland nicht machen dürfe.

http://www.bild.de/politik/inland/jan-boehmermann/satire-gedicht-auf-erdogan-nicht-mehr-in-der-mediathek-45151590.bild.html

http://www.statusquo-news.de/ein-praesident-mit-kleinem-schwanz-jan-boehmermann-beleidigt-erdogan/

 

Das NEO MAGAZIN ROYALE nahm damit Bezug auf den kürzlich bekannt gewordenen Vorfall, bei dem der deutsche Botschafter vom türkischen Präsidenten Erdogan, wegen eines in der ARD ausgestrahlten Satire-Videos, vorgeladen wurde.

Der deutsche Diplomat wollte den Wunsch Erdogans nach Zensur des Satire-Videos „Erdowie, Erdowo, Erdogan“ nicht an die Regierung weiterleiten und verwies auf das deutsche Grundgesetz Artikel 5 – Meinungsfreiheit.

Ausgenommen von Artikel 5 GG ist jedoch das Verletzen des Rechts der persönlichen Ehre, die sogenannte „Schmähkritik“. Um dem dünnhäutigen türkischen Präsidenten zu verdeutlichen, was genau der Unterschied zwischen erlaubter und verbotener „Satire“ ist, trug der Moderator der ZDF-Sendung, Jan Böhmenmann, ein kurzes Gedicht mit dem Namen „Schmähkritik“ vor:

Sackdoof, feige und verklemmt,

ist Erdogan der Präsident.

Sein Gelöt stinkt schlimm nach Döner,

selbst ein Schweinepfurz riecht schöner.

Er ist der Mann der Mädchen schlägt,

und dabei Gummimasken trägt.

Am liebsten mag er Ziegen ficken,

und Minderheiten unterdrücken,

Kurden treten, Christen hauen,

und dabei Kinderpornos schauen.

Und selbst Abends heißts statt schlafen,

Fellatio mit hundert Schafen.

Ja, Erdogan ist voll und ganz,

ein Präsident mit kleinem Schwanz.

Jeden Türken hört man flöten,

die dumme Sau hat Schrumpelklöten,

Von Ankara bis Istanbul,

weis jeder, dieser Mann ist schwul.

Pervers, verlaust und zoophil,

Recep Fritzl Priklopil.

Sein Kopf so leer, wie seine Eier,

der Star auf jeder Gangbang-Feier.

Bis der Schwanz beim pinkeln brennt,

das ist Recep Erdogan, der türkische Präsident.

Im Anschluss an das Gedicht empfahl Böhmermann dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan sich einen deutschen Anwalt zu suchen, um die Sendung zu verklagen. Die Kosten dieses potentiellen Rechtsstreits wird dann der Gebührenzahler tragen müssen.

UPDATE: Das Böhmermann-Gedicht wurde vom ZDF sowohl bei YouTube, als auch in der Mediathek gelöscht. Ebenso wurde die Sendung in voller Länge aus der Mediathek entfernt und derzeit wohl neu geschnitten.

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Person der Woche: Diktator Alijew

Erdogans kriegslüsterner Doppelgänger

Von Wolfram Weimer

http://mobil.n-tv.de/politik/politik_person_der_woche/Erdogans-kriegsluesterner-Doppelgaenger-article17391531.html

Aserbaidschans Diktator Alijew bricht einen Krieg gegen das christliche Armenien vom Zaun. Er formiert mit der Türkei einen islamischen Zangengriff gegen den kleinen Nachbarn. Erdogan jubelt.

Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew ist ein Diktator in Nadelstreifen - eine Mischung aus anzugtragendem Ölscheich, korruptem Gangsterboss und schillerndem Partygastgeber. Die sprudelnden Ölquellen am Kaspischen Meer haben aus dem kleinen Land eine Art Dubai im Kaukasus werden lassen. Der eitle Herrscher lässt mit den Ölmilliarden (alleine aus Deutschland kommen jedes Jahr mehr als zwei Milliarden Euro) spektakulär bauen, spektakulär feiern und spektakulär Geld beiseiteschaffen. Ob Eurovision-Song-Contest oder Europaspiele oder Formel 1 - keine Bühne ist groß genug für den Mann, der mit seiner schillernden Frau und seinen drei Kindern den Ölstaat führt wie ein zwielichtiges Kasino mit Schlägerkommandos und glitzernden Scheinwelten.

Jede Regimekritik wird mit harter Hand unterdrückt, Pressefreiheit gibt es nicht, dafür aber eine florierende Vetternwirtschaft, die die Ölmilliarden in Familienbande und Selbstdarstellung investiert. So wurde schon vor Jahren bekannt, dass der damals elfjährige Diktatoren-Sohn Besitzer von insgesamt neun Strandhäusern in Dubai mit einem Gesamtwert von 44 Millionen Dollar wurde. Seine Töchter besitzen weit verzweigte Konzerne bis hin zu Offshore-Firmen auf den britischen Jungferninseln. Der Staat vergibt Aufträge und die Firmen der Familienbande bekommen sie. Das "Organized Crime and Corruption Reporting Project" (OCCRP) hat Alijew 2012 zum "korruptesten Mann des Jahres" erklärt. Westliche Diplomatendepeschen vergleichen Alijews Regierungsstil mit dem eines "Mafia-Gangsterbosses" oder einer "Clan-Dynastie".

Gleichwohl ist Alijew an einem besseren Ansehen interessiert, investiert nicht nur in publikumswirksame Massenspektakel und PR, sondern auch in die Lobbyarbeit bei westlichen Politikern. So lud das Regime seit Aserbaidschans Eintritt in den Europarat regelmäßig drei Dutzend EU-Abgeordnete auf Reisen nach Aserbaidschan ein und überhäufte sie mit Gastgeschenken, darunter teurem Kaviar, wertvollen Seidenteppichen, Gold, Silber und sogar Bargeldgeschenken. Transparency International kritisiert Bakus Außenpolitik als "Kaviar-Diplomatie".

Nun ergänzt Alijew diese mit Kanonen-Diplomatie. Denn der selbstherrliche Despot hat seit einigen Wochen einen Militärschlag vom Zaun gebrochen - der kleine Nachbar Armenien wird immer aggressiver in Grenzscharmützel um die armenische Enklave Nagorny Karabach verwickelt. Die Zahl der Toten steigt, die Brutalität der Soldaten Alijews auch. Offensichtlich sucht der Diktator einen offenen Krieg.

Es rumort in Aserbaidschan

Armenien ist Alijew ein willkommener äußerer Feind, weil er im eigenen Land seit einiger Zeit auf Widerstände stößt. Der dramatische Verfall der Ölpreise bringt die korrupte Architektur seiner Macht ins Wanken. Bislang konnte Alijew alle inneren Konflikte mit den Ölgeldern befrieden. Nun rumort es im Land. Alijew fürchtet einerseits einen Putsch, andererseits die stärker werdenden Islamisten, die die dekadente und kostspielige Partypolitik der Alijew-Clique verachten.

Seit Monaten häufen sich daher Verhaftungen und Repressalien gegen echte oder vermeintliche Regimegegner. Schauprozesse werden veranstaltet, um jede öffentliche Kritik zu unterdrücken. Anwälte, Intellektuelle, Journalisten und Bürgerrechtler sitzen als reine politische Gefangene in den Kerkern Alijews. Die international renommierte Menschenrechtlerin Leyla Yunus war unter anderem wegen angeblicher Steuerflucht zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden, Ehemann Arif, Historiker, wegen "illegaler Geschäfte" zu sieben Jahren. Darüber hinaus wurde ihnen Landesverrat vorgeworfen. Erst als beide in der Haft zu sterben und die internationalen Proteste zu laut zu werden drohten, milderte das Regime die drakonischen Strafen ab.

Illegal sind solche Briefkastenfirmen übrigens nicht. Allerdings werden sie besonders in sogenannten Steueroasen wie den Britischen Jungferninseln oder den Kaiman-Inseln ansässig, um Vermögenswerte an den Finanzämtern des jeweiligen Landes unbemerkt vorbeizuschleusen. 04.04.16

Die inneren Spannungen versucht Alijew nun durch den Armenien-Krieg zu lösen - und bricht die seit 1994 geltende Waffenstillstandslinie. Insbesondere den aufbegehrenden Islamisten bietet er mit dem christlichen Armenien einen dankbaren Sündenbock. Armenien ist wesentlich kleiner und ärmer als Aserbaidschan, vor allem der Militärhaushalt in Baku übersteigt den des Nachbarn dramatisch. Und so entdeckt Alijew seine muslimische Seite und macht sich zum Herold islamischer Expansion, um sein skeptisch werdendes Volk - so analysiert die FAZ - "hinter dem repressiven und von Clanwirtschaft geprägten Regime zu sammeln".

Rückendeckung von Erdogan

Diese Strategie kennt man von Recep Erdogan in der Türkei. Beide Potentaten haben sich darum zur Kriegseröffnung auch sogleich verbündet und zu Waffenbrüdern erklärt. Das bedeutet für das kleine Armenien - ein Staat von der Größe des Bundeslandes Brandenburg, - dass es von zwei aggressiven Nachbarn in die Zange genommen wird. Die Armenier sind ohnedies vom Völkermord durch die Türken vor genau 100 Jahren traumatisiert.

Das propagandistische Trommelfeuer aus Ankara und Baku gegen Armenien ist offensichtlich abgestimmt. Der türkische Präsident sagt seinem aserbaidschanischen Verbündeten voraus, dass er die umstrittene Region Berg-Karabach "eines Tages" zurückgewinnen werde. "Wir stehen heute Seite an Seite mit unseren Brüdern in Aserbaidschan", tönt Erdogan.

Täglich stoßen nun aserbaidschanische Militäreinheiten vor, um die "armenischen Besatzer" aus der Region zu vertreiben. Das aserbaidschanische Fernsehen meldet, Ağdam und Fuzuli, zwei Städte in der von armenischen Militär besetzten Pufferzone sollen bereits eingenommen worden sein. In Ağdere, Terter und Hocavend hielten die Kämpfe an.

Armenien wird von Russland halbwegs unterstützt, womit der Kaukasus-Konflikt nun auch zu einem weiteren Stellvertreterkrieg zwischen der Türkei und Russland zu werden droht. Historisch steht Ankara eng an der Seite Aserbaidschans, Moskau hingegen an der Seite Armeniens. In Berg-Karabach stoßen also Erdogan auf Putin, islamische auf christliche Truppen - und Alijew versucht wie Erdogan den Krieg im Namen Allahs zu befeuern, um seine eigene Macht zu retten. Armenien zu besiegen hätte für beide eine große symbolische Bedeutung - schließlich erklärte Armenien bereits im Jahr 301 das Christentum zur Staatsreligion und wurde so der erste christliche Staat der Welt überhaupt.

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  • 3 месяца спустя...

«Diese Männer denken: Deutsche Frauen sind Schlampen»
Von Benedict Neff, Göttingen. Aktualisiert am 07.07.2016

http://www.welt.de/debatte/article156781355/Deutschland-ist-immer-noch-kein-normales-Land.html

http://bazonline.ch/ausland/europa/Diese-Maenner-denken-Deutsche-Frauen-sind-Schlampen/story/22916308

Ich treffe Bassam Tibi im Restaurant La Romantica, beim Bahnhof in Göttingen. Tibi (72) sitzt schon da, in Hemd und Lederjacke, die er, obwohl es ziemlich heiss ist, erst nach einer Weile auszieht. Er ist ein ausgesprochen höflicher Mensch, der gern berichtet. In manchem erinnert er an den Genfer Soziologieprofessor Jean Ziegler: Auch Tibi ist charmant und witzig, ohne humorvoll zu sein. Er selber lacht eher selten. 

Im «Romantica» erzählt er von Damaskus. Die Tibis sind eine Gelehrtenfamilie. Sie waren eine von neun sunnitischen Familien, die die Stadt über Jahrhunderte prägten, bis 1965 die Alawiten mit einem Militärputsch die Macht ergriffen. Der Putsch kam für die Tibis überraschend. Dass die Alawiten über Jahre das syrische Militär unterwandert hatten, hatten sie kaum bemerkt. Ihre eigene Vorherrschaft war für sie zur Selbstverständlichkeit geworden. Bassam Tibis Vater bezeichnete es später als seinen grössten Fehler, seinen Sohn nicht in die Armee geschickt zu haben. 

Nach dem Putsch verlor die Familie ihre Privilegien. Bald zog ein alawitischer Offizier in den unteren Stock der elterlichen Villa. Miete zahlte er nicht. Aber immerhin gab seine Anwesenheit den Tibis Sicherheit. Die Banden von Damaskus machten fortan einen weiten Bogen um das Haus. 

In der Frankfurter Schule 

Bassam Tibi war da aber schon einige Jahr weg. Eigentlich zog es ihn in die USA, aber sein Vater widersetzte sich: Er wollte, dass sein Sohn in den Semesterferien jeweils nach Hause kommt. So ging Tibi nach Frankfurt am Main. Es war ein Glücksfall: Als er 1962 kam, lehrten an der Universität Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, zwei der grössten deutschen Soziologen und Philosophen im 20. Jahrhundert. Tibi hatte von ihnen in Syrien nie gehört, aber wurde bald einer ihrer begeisterten Schüler. Er erlebte, ohne es gewollt zu haben, die Hochzeit der deutschen Sozialwissenschaft: die Frankfurter Schule. 

Tibi studierte Sozialwissenschaft, Philosophie und Geschichte. «Wie alt sind Sie?», fragt er unvermittelt. Ich: «33». Er: «Sehen Sie, da war ich schon Professor.» – Mit 28 Jahren wurde er Professor für Internationale Beziehungen in Göttingen. Die Provinzstadt wurde zu seinem Lebensmittelpunkt, aber von da aus schwärmte er aus in die Welt. Er war Visiting Scholar und Re­­search Associate in Harvard, von 1998 bis 2000 auch Visiting Professor. An der Universität St. Gallen war er Gastprofessor für Islamologie. Er lehrte in Jakarta, Karthum, in Ankara, Kairo, Yale und Berkeley. Orient und Okzident – im Verlaufe seines Lebens lernte Tibi beides gründlich kennen. 

Bei seinen Aufenthalten in der arabischen Welt fiel ihm auf, wie der Islam in Indonesien, Afrika und im Nahen Osten eine eigene Kultur entwickelte. Tibi schuf das Konzept eines «Euro-Islam», mit dem er die Hoffnung auf einen reformierten Islam europäischer Prägung verband. Die Süddeutsche Zeitung verhöhnte ihn daraufhin als «Ein-Mann-Sekte». Im Juni 2016 schrieb Tibi in einem Artikel für die Zeitschrift Cicero, dass er an einen solchen toleranten Islam nicht mehr glaube. Der Aufsatz hiess: «Ich kapituliere». 

Vater der Leitkultur 

Auch der Begriff der «Leitkultur» stammt von Tibi. Als er diesen 1998 einführte, bezeichnete der Spiegel das Konzept als «Operation Sauerkraut». In der jetzigen Flüchtlingskrise sprachen Politiker von links bis rechts plötzlich ganz selbstverständlich von der Notwendigkeit einer deutschen Leitkultur, an der sich Migranten orientieren könnten. Tibi war seiner Zeit voraus. 
Wo er ist, denkt und redet, entsteht nicht selten Aufregung. 2002 verkündete die Oldenburger Nordwest-Zeitung, Bassam Tibi wisse, wo Osama bin Laden lebt. Der Artikel suggerierte, dass Tibi einen direkten Kontakt zu bin Ladens Leibarzt habe. Das Telefon schellte bei Tibi im Minutentakt: Nicht nur Journalisten wollten mit ihm reden, sondern auch Kriminalbeamte aus Deutschland und den USA. Tibi sagt, er sei falsch zitiert worden. Er habe sich lediglich auf den Bericht einer arabischen Zeitung bezogen. Damals hatte ihn die Geschichte psychisch schwer belastet, heute erzählt er sie wie eine lustige Anekdote. 

In Syrien war Bassam Tibi seit 30 Jahren nicht mehr. Wie ihm einst ein Diplomat ausrichten liess, habe Hafiz al-Assad, der Vater des syrischen Diktators Baschar al-Assad, gesagt, er würde Tibi am liebsten eigenhändig umbringen. 

Nach dem Essen spazieren wir durch die Bahnhofsunterführung in Richtung Tibis Büro. Mit kurzen, hektischen Schritten geht der Professor voran. Auf dem Weg begegnen uns Göttinger, Migranten, auch eine Gruppe tätowierter und gepiercter, und wie es scheint, deutscher Mädchen. Tibi 
deutet zu ihnen rüber: «Wie wollen die Vorbilder für Migranten sein?» Eine Antwort erwartet er nicht. 

Tibi erzählt von ausschweifenden Partys in Saudi-Arabien, über die Enthemmung hinter verschlossenen Türen, Strukturen der Doppelmoral. Er selber habe einen liberalen Islam gelebt: Mit der muslimischen Sexualmoral und dem Alkoholverbot konnte er sich nie anfreunden. In seinem Büro weist Tibi empört darauf hin, dass er den Raum mit zwei älteren Professoren teilen muss. Immerhin seien sie kaum da. Seine Emeritierung empfindet er als Strafe. (von Benedict Neff)

 

BaZ: Herr Tibi, Sie schrieben vor Kurzem in der Bild-Zeitung: «Deutsche pendeln zwischen den Extremen: Fremdenfeindlichkeit oder Fremdeneuphorie. Es gibt kein Mittelmass.» – Gibt es einen deutschen Hang zum Extremismus?
Bassam Tibi: Ich lebe seit 54 Jahren unter Deutschen und auf der Basis dieser Erfahrung glaube ich, ein Urteil fällen zu können. Ich beobachte, dass die Deutschen unausgeglichen sind. Entweder sie sind für etwas oder dagegen. Ein Mittelmass gibt es nicht. Das sage aber nicht nur ich. Zwei deutsch-jüdische Philosophen haben dasselbe beobachtet. Helmuth Plessner schrieb, dass die Deutschen immer wieder «dem Zauber extremer Anschauungen verfallen». Theodor W. Adorno spricht von einer deutschen Krankheit, die er «Pathos des Absoluten» nennt.

Diese Unausgeglichenheit mag ein Phänomen der Deutschen sein. Was aber ist der Grund dafür?
Georg Lukacs spricht von «Eigentümlichkeiten der geschichtlichen Entwicklungen Deutschlands». Als England und Frankreich den Weg zur Nation gefunden haben, waren die Deutschen noch komplett verstritten: Sie hatten keine politische Kultur und gaben sich der Kleinstaaterei hin. Die Art, wie Deutschland 1871 vereinigt wurde, ist nicht normal. Die Deutschen haben Identitätsprobleme seit dem 19. Jahrhundert.

Und welche Rolle spielt Hitler?
Hitler war kein Unfall, er war programmiert. Adorno schrieb: Wäre Hitler in Frankreich oder England aufgetaucht, man hätte ihn nur ausgelacht. In Deutschland wurde er bejubelt. Hitler war einer von Deutschlands Sonderwegen.

Auch die deutsche Flüchtlingspolitik stellen Sie in die Reihe dieser Sonderwege. Können Sie das erklären?
Der französische Präsident sagt: Wir nehmen 30'000 Syrer und dann ist Schluss. Die deutsche Bundeskanzlerin nimmt 1,5 Millionen Flüchtlinge auf und weigert sich selbst dann noch, eine Obergrenze einzuführen. Das ist ein Sonderweg, wie er für die Deutschen typisch ist. In einem Streitgespräch in der Welt mit dem jüdischen Journalisten Henryk Broder sagte ein Künstler: «Wir sind Deutsche, wir können keine Normalität haben.» Da fragte Broder: «Wieso nicht?» Da sagte der Künstler: «Wir haben die Juden ermordet.» Da sagte Broder: «Ich bin Jude und ich möchte in einem normalen Land leben.» – Diese Normalität herzustellen, wäre wichtig für Deutschland. Aber die Eliten aus Wissenschaft, Politik und Medien weigern sich dagegen.

Deutschland verärgert Sie, gleichzeitig haben Sie auch Mitleid mit den Deutschen. Wieso eigentlich?
Meine Heimat ist heute Göttingen. Die Stadt hat mehrere Tausend Flüchtlinge aufgenommen und die bestimmen, wo es langgeht. Die machen viel Lärm auf den öffentlichen Plätzen und bringen Unruhe in die Innenstadt. Wenn ich mich gestört fühle, sage ich: «Machen Sie bitte das Radio aus.» Oder: «Sprechen Sie bitte leise.» Ich habe keine Angst, dies zu tun. Die Deutschen aber haben Angst, weil sie sich fürchten, als Rassisten bezeichnet zu werden. Darum habe ich Mitleid mit ihnen. Die sind so eingeschüchtert, dass sie sich nicht mehr trauen zu sagen, was sie denken.

Sie selber sind Syrer. Ihre zweite Heimat Deutschland nimmt Hunderttausende Ihrer Landsleute auf – Sie müssten sich doch darüber freuen.
Ich fahre sehr viel Taxi, denn ich habe kein Auto. Das Schönste am Taxifahren sind die Gespräche mit den Deutsch-Türken und Deutsch-Iranern. Die denken genau wie ich. Wir haben es geschafft, hier Arbeit, Freiheit und ein bisschen Ruhe zu finden. Diese 1,5 Millionen Flüchtlinge bringen Unruhe in diese Gesellschaft. Wir deutschen Ausländer haben Angst um unsere Integration. Der hässliche Deutsche ist stets Nazi oder Gutmensch. Das sind die beiden Seiten derselben Medaille. Ich habe Angst, dass die Gutmenschen von heute morgen Nazis sind.

Weil sie sich plötzlich überfordert fühlen könnten?
Ja.

Sie selber waren ein Antisemit, als Sie nach Deutschland kamen.
Ich bin in Damaskus geboren und habe da bis zum 18. Lebensjahr gelebt. In der Schule und in den Medien habe ich jeden Tag gehört, dass die Juden Verschwörer und Feinde der Araber sind – das war die Hintergrundmusik meiner Kindheit. Ich kam als Judenhasser nach Deutschland, nicht weil ich Bassam Tibi bin, sondern weil ich in dieser antisemitischen arabischen Kultur aufgewachsen bin. Die meisten Syrer sind Antisemiten.

Wie haben Sie diesen Antisemitismus abgelegt?
Ich hatte das Glück, bei zwei grossartigen jüdischen Philosophen in Frankfurt zu lernen: Adorno und Horkheimer. Adorno hat mein Leben verändert, er hat mich von meinem Antisemitismus geheilt. Wenn Adorno Jude ist, dachte ich, dann können Juden nicht schlecht sein. Ich war später der erste Syrer, der nach Israel reiste und öffentlich sagte: Ich anerkenne das jüdische Volk und sein Recht auf Staatlichkeit in Israel. In Syrien galt ich deswegen als Landesverräter.

Sie sprechen syrische und arabische Flüchtlinge spontan auf der Strasse an und reden mit Ihnen, wie Sie in der Bild-Zeitung schrieben.
Ja, und ich kriege Informationen, die Deutsche nicht bekommen. Denn die Syrer sprechen mit den Behörden nicht so ungezwungen wie mit mir.

Was erfahren Sie über ihre Vorstellungen vom Leben, ihre Erwartungen an Deutschland?
Ich gebe Ihnen zwei Beispiele. Ein Palästinenser, der in Damaskus lebte: Er ist in Göttingen, sein Asylverfahren wird sehr langsam bearbeitet. Der Grund: Die deutschen Behörden sind überlastet. Er sagte zu mir: «Die Juden sind schuld.» Ich fragte: «Was haben die Juden mit dem deutschen Asylverfahren zu tun?» Er: «Hast du nicht gesehen, hier in Göttingen gibt es eine Judenstrasse und da sitzen sie und regieren die Stadt.» – Ich versuchte, mit ihm rational zu reden, aber das hatte keinen Sinn. Ein anderer Syrer: anerkannter Asylant, vier Kinder, spricht kein Wort Deutsch. Er wollte von der Stadt ein Auto haben, diese hat es ihm aber verweigert. Er sagte mir: «Das waren Juden, die das entschieden haben.»

Sind das repräsentative Beispiele?
Ja. Diese Menschen sind sozialisiert in einer antisemitischen Kultur.

Ihnen geht die «arabische Lärmkultur» auf die Nerven. Wie reagieren Ihre Landsleute, wenn Sie sie im öffentlichen Raum zurechtweisen?
Ich habe eine Methode im Umgang mit diesen Leuten. Ich gehe hin und sage auf Arabisch: «Mein Name ist Bassam Tibi. Ich bin aus Damaskus, ich bin Muslim wie du, ich lebe hier und bin dankbar dafür.» Dann sage ich: «Ihr benehmt euch unanständig. Das ist gegen syrische Sitten.» – Ich beschäme sie also, und wenn das nicht funktioniert, zitiere ich Verse aus dem Koran und sage, sie würden sich unislamisch benehmen. Ich kenne den Koran in- und auswendig, mit Suren kriege ich sie klein. Glauben Sie mir: Wenn ich Arabisch rede mit arabischen Argumenten, habe ich mehr Macht über diese Leute als ein deutscher Polizist.

Der normale Deutsche kann nicht Arabisch und kommt nicht aus Damaskus. Sie wünschten sich aber gerade, dass Deutsche mehr reklamieren, wie Ihre Kultur funktioniert. Wie soll das gehen?
Ich habe lange in Amerika gelebt. Muslimische Jugendliche in Boston, New York und Washington haben eine Mischung aus Angst und Respekt, wenn sie einen Polizisten sehen. Sie wissen, dass sie ins Gefängnis kommen, wenn sie ihn frech behandeln. Die deutschen Ordnungsbehörden müssen Ausländer, die sich gegen den Staat verächtlich verhalten, in die Schranken weisen. Das passiert aber nicht. Die Angst vor dem Rassismus-Vorwurf ist in Deutschland grös­ser als die Angst vor dem Verfall der öffentlichen Ordnung.

Die Medien akzentuieren stark die Dankbarkeit der Flüchtlinge für die deutsche Gastfreundschaft. Erleben Sie das auch so oder überwiegt eine realitätsfremde Erwartungshaltung?
Es überwiegen die hohen Erwartungen, aber diese sind auch rational erklärbar. Wir leben in einer globalisierten Welt: Die Leute sehen schon in ihren Herkunftsländern, dass es in Deutschland tolle Wohnungen, blonde Frauen und den Sozialstaat gibt. Ich war gerade in Kairo: Da ist eine Zweizimmerwohnung ein Luxus. Ein Mann, der in Kairo heiraten will, muss dem Vater des Mädchens nachweisen, dass er eine Zweizimmerwohnung hat. Hier in Göttingen kenne ich 16-jährige Araber, die für sich alleine eine Zweizimmerwohnung haben. Und wer mit 16 eine Zweizimmerwohnung hat, will mit 18 ein Auto! Aber der Sozialhilfesatz reicht dazu nicht aus.

Darin wittern Sie ein grosses Enttäuschungspotenzial.
Ja. Denken Sie, selbst der dankbare Syrer, der mit Merkel das berühmte Selfie gemacht hatte, war vor ein paar Wochen im Fernsehen und erklärte, er sei nun von Merkel enttäuscht: Er wolle Arbeit, ein sicheres Einkommen und eine Wohnung. Wir werden grosse soziale Konflikte erleben.

Wie können Sie sich da so sicher sein?
Erstens, weil Deutschland die hohen materiellen Erwartungen nicht erfüllen kann. Zweitens, weil diese Flüchtlinge ein Wertesystem haben, das mit der Moderne nicht vereinbar ist. Die Syrer, mit denen ich rede, sagen: «Die Deutschen haben keine Ehre, weil ihre Frauen mit jedem schlafen.» Sie sagen: «Mit meiner Frau, mit meiner Tochter und Cousine kann nicht jeder herumschlafen. Die sind meine Ehre.»

Was bedeutet das im Umgang mit deutschen Frauen?
Wir haben das in der Silvesternacht von Köln gesehen. Hunderte junge muslimische Männer behandelten Frauen als Freiwild.

Diese Männer wissen, dass sie eine Straftat begehen. Denken sie trotzdem: Deutsche Frauen sind einfach Schlampen, die man belästigen kann?
Beides trifft zu. Sie wissen, dass es gesetzlich verboten ist. Aber sie denken auch: Deutsche Frauen sind Schlampen. Und dazu kommt das Wissen, dass ihr Handeln keine Folgen hat. Deutsche Polizisten haben im Umgang mit Flüchtlingen Angst. Sie haben nicht vor den Flüchtlingen Angst, sondern Angst davor, als Rassist bezeichnet zu werden, wenn sie Flüchtlinge zurechtweisen. Das ist aber ein verheerendes Signal. Viele Neuankömmlinge halten Deutsche deshalb für Weich­eier. Sie nehmen Deutsche gar nicht ernst.

Sie haben die Ereignisse auch mit einer Rache der Verlierer erklärt. Vereinfacht gesagt: Die, die das Auto und die schöne Wohnung nicht kriegen, rächen sich am deutschen Mann, indem sie seine Frau missbrauchen.
Vergewaltigung von Frauen ist ein Mittel der Kriegsführung in Syrien. Alle Kriegsparteien machen das. Die Flüchtlinge, die hierherkommen, kommen aus dieser Kultur und nicht alle sind Opfer. Wenn solche Männer nicht kriegen, was sie erwarten, werden sie wütend. In der Kultur, aus der ich komme, will man Leute demütigen, die einen wütend machen. Im Orient demütigt man einen Mann, indem man seine Frau demütigt: durch Vergewaltigung. Meine Vermutung ist, dass diese jungen muslimischen Männer in Köln die Frauen demütigen wollten, und hinter dieser Demütigung steht die Demütigung des deutschen Mannes. Die Frau ist ein Instrument dafür.

Sie sagen: Köln war nur der Anfang. Warum blicken Sie so negativ in die Zukunft?
Wenn es dem deutschen Staat gelingt, Flüchtlinge zu integrieren, dann gibt es keine Probleme. Aber ich sehe kein Integrationskonzept, keine Einwanderungspolitik, ich sehe nur Chaos.

Patriarchalisch gesinnte Männer aus frauenfeindlichen Kulturen lassen sich nicht integrieren, sagen Sie. Was soll ein Staat mit solchen Männern machen, wenn er sie nicht ausschaffen kann?
Die Leute, die hier sind, müssen umerzogen werden. Die Deutschen waren 1945 mehrheitlich Nazis. Hitler hat mit der Zustimmung der Mehrheit der Deutschen regiert. Die Deutschen wurden vom Westen umerzogen zu Demokraten. Ich verlange eine Umerziehung für die Migranten aus der Welt des Islams: eine Umerziehung aus der patriarchalischen Kultur hin zur Demokratie.

Solche Bemühungen hat Deutschland mit seinem Integrationsgesetz auch in die Wege geleitet.
Davon habe ich nichts bemerkt. Die Deutschen denken, alles könne per Gesetz geregelt werden, das ist Teil ihres obrigkeitsstaatlichen Denkens. Das ist Teil des deutschen Sonderwegs. Wertevermittlung ist aber eine gesellschaftliche Aufgabe.

Warum haben Deutsche solche Probleme, ihre Werte zu vermitteln?
Ich umarme Sie für diese Frage! Ich habe in Amerika noch keinen muslimischen Immigranten erlebt, der nicht gesagt hätte: I am an American. Alle meine türkischen Freunde in den USA sagen das! Ich habe einmal auf einer US-Militärbasis Vorträge über den Islam für amerikanische Offiziere gehalten und gesehen, wie Leute, die in Sudan, in der Türkei und in Syrien geboren sind, weinend unter der amerikanischen Flagge standen und die Hymne sangen. «Integration is providing a sense of belonging» – Integration bedeutet Zugehörigkeit. Ich selbst habe hier in fünfzig Jahren aber nur geschlossene Türen erlebt. Neulich fragte mich eine TV-Moderatorin in einer Talkshow: «Schämen Sie sich, dass Sie Syrer sind?» Ich sagte: «Ich schäme mich nicht, aber ich möchte Deutscher sein.»

Sie sind ja Deutscher!
Ich bin deutscher Staatsbürger, aber kein Deutscher. Ich gelte als Syrer mit deutschem Pass. In Deutschland unterscheidet man zwischen dem Staatsbürger und dem Deutschtum. Ich füge mich und nenne mich Syrer. Der deutsche Pass gibt mir Rechts­sicherheit und ich nehme mir die Rechte, die viele Deutsche gar nicht brauchen.

Sie kamen als Syrer und Antisemit nach Deutschland. Mittlerweile sind Sie eingebürgert und machten eine wahnsinnige wissenschaftliche Karriere in diesem Land. Ihr Beispiel macht doch Hoffnung, dass Integration gelingen kann.
Sie sagen, ich habe hier eine wahnsinnige Karriere gemacht – das stimmt nicht! Ich bin mit 28 Jahren Professor in Göttingen geworden, aber das war auch das Ende meiner Karriere in Deutschland. Meine Karriere habe ich in Amerika gemacht. In Deutschland bin ich ausgegrenzt, getreten und gemobbt worden. Eine Willkommenskultur habe ich nie erlebt. Der einzige Grund, warum ich hier blieb, ist meine deutsche Familie. Die wollte nicht nach Amerika gehen. Die Entscheidung war womöglich falsch.

Warum haben Sie den deutschen Pass angenommen?
Ich wollte Deutscher sein. 1971 habe ich einen Antrag gestellt. Es hat fünf Jahre gedauert, bis ich ihn bekommen habe. In diesen fünf Jahren wurde ich unheimlich gedemütigt. Ich hatte einen deutschen Doktor­titel, eine deutschsprachige Habilitation geschrieben. Aber stellen Sie sich vor: Auf dem Amt diktierte mir ein deutscher Polizist einen Text aus der Bild-Zeitung, um meine Deutsch- Kenntnisse zu prüfen. – Wie wollen die Deutschen 1,5 Millionen Muslime integrieren, wenn sie mich, der ich dreissig Bücher in deutscher Sprache geschrieben habe, nicht integrieren konnten?

Sind Muslime besonders schwer inte­grierbar?
Seien wir ehrlich, ein Hindu oder Buddhist integriert sich sicher leichter. Das Gerede, die schlechte Inte­gration von Muslimen habe mit dem Islam nichts zu tun, ist Quatsch. Der Islam macht den Muslimen Schwierigkeiten bei der Integration, solange er nicht reformiert ist.

Das heisst: In Deutschland tritt gerade der Worst Case ein. Schlecht integrierbare Menschen treffen auf eine Gesellschaft, die nicht fähig ist, Menschen zu integrieren?
Genau! Ich hatte zwei Vorstellungen im Leben und kreierte dazu zwei Begriffe: den des Euro-Islams und den der Leitkultur. Heute muss ich einsehen: Deutschland ist unfähig, eine Hausordnung für das friedliche Zusammenleben anzubieten. Die Muslime in Deutschland sind ihrerseits unwillig, sich zu einem europäischen Islam zu bekennen. Ich halte mittlerweile beides für Utopien. Ich kapituliere.

Schafft nicht die deutsche Willkommenskultur die Grundlage für ein neues Verhältnis zu den Migranten?
Im Januar 2016 schrieb die Zeit: «Sind wir verrückt oder sind das die anderen?» Die Zeitung beschrieb eine direkte Linie von der Empfangs- Euphorie der Deutschen zu Auschwitz. Die Deutschen sind nicht an den Münchner Bahnhof gegangen, weil sie die Flüchtlinge lieben, sondern weil sie versuchen, ihre Schuldgefühle am Mord an den Juden mit Willkommenskultur zu kompensieren. Das ist keine gute Grundlage. Der Historiker August Winkler nennt das eine Kultur der Selbstgefälligkeit.

Das ist eine grosse Unterstellung. Sie und Winkler massen sich an, die Motive der Menschen, die helfen, zu kennen.
Ich kann Ihnen nur sagen: Ich habe Angst vor diesen Deutschen.

Die Schweizer fordern Anpassung rigoroser ein als die Deutschen. 2009 bestimmte das Volk, dass in der Schweiz keine Minarette mehr gebaut werden dürfen. Sie sind Muslim: Verletzt dieser Entscheid Ihre Gefühle?
Zum islamischen Glauben gehört eine Moschee, und eine Moschee ohne Minarett kann ich mir nicht vorstellen. Aber ich bin Sozialwissenschaftler und ich mache Kompromisse.

Das heisst?
Ich möchte mich nicht festlegen. Der grösste Kompromiss von muslimischer Seite wäre: eine Moschee, aber ohne Minarett. Der weniger grosse Kompromiss wäre: eine Moschee mit Minarett, aber ohne Aufruf zum Gebet. Denn dieser Lärm ist ein Störfaktor für Nicht-Muslime. Aber nicht nur für diese! Ich habe jahrelang in Kairo gelebt und in Jakarta – zwei grosse islamische Städte. Ich konnte sehen, wie die Preise der Immobilien in einem Quartier jeweils rapide gesunken sind, wenn eine neue Moschee gebaut wurde. Wenn der Muezzin kommt, gehen viele Muslime nicht zum Gebet, sie verkaufen ihre Wohnung.

Herr Tibi, ich wurde auf Sie erst kürzlich aufmerksam und da habe ich mich gewundert: Wie ist es möglich, dass ein deutscher Islamexperte mit Ihrem Renommee, der dazu noch aus Syrien kommt, von deutschen Medien in Zeiten der Flüchtlingskrise nicht befragt wird?
Artikel 5 des Grundgesetzes garantiert Denk- und Redefreiheit. Die deutsche politische Kultur steht aber nicht in Einklang mit dem Grundgesetz. Es gibt kritische Meinungen, die in diesem Land nicht gefragt sind. Für die gibt es einen Maulkorb. Ich war der Islam- und Nahostexperte des deutschen Fernsehens, ich war 17 Jahre lang regelmässiger Gastautor der FAZ und habe für alle grösseren deutschen Zeitungen geschrieben. Dann bin ich aus allen Medien entfernt worden. Erst 2016 bin ich mit Hilfe von Alice Schwarzer und einer Journalistin der Welt in die Medien zurückgekehrt. Ich hätte hier viel zu sagen, aber meine Meinung will man nicht hören.

Jetzt können Sie sich ja wieder äussern.
Ja, ich kriege langsam, aber sehr langsam, die Freiheit, meine Sorgen auszusprechen. Der Dosenöffner war Köln.
(Basler Zeitung)

 

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Gastbeitrag von Klaus KelleIch will heute nicht schreiben, was man immer so schreibt...
Freitag, 15.07.2016, 19:50 · von FOCUS-Online-Experte Klaus Kelle (Medienunternehmer)


http://www.focus.de/politik/experten/kelle/gastbeitrag-von-klaus-kelle-ich-will-heute-nicht-schreiben-was-man-immer-so-schreibt_id_5734226.html

http://denken-erwuenscht.com/


„In Nizza hat ein mutmaßlicher Attentäter mit einem LKW zahlreiche Menschen überfahren…“
Nein, es war kein mutmaßlicher Attentäter, er war ein realer Attentäter. 84 Tote, 18 Schwerverletzte – die grauenhafte Bilanz der vergangenen Nacht. Und immer wieder diese Rituale. Die Schauspielerin Mia Farrow, die immer gern in Nizza ihre Ferien verbringt, hat dem französischen Volk ihre Solidarität mitgeteilt – „Ich sende Liebe an Frankreich“ – Wirklich nett, das wird den Angehörigen helfen, die die zerfetzten Körper ihrer Familienangehörigen und ihrer Kinder identifizieren müssen. Die gestern am französischen Nationalfeiertag die Werte ihrer Republik feiern wollten: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
US-Präsident Obama bietet über Twitter (!) dem französischen Volk Hilfe an, Bundeskanzlerin Merkel drückt ihre Anteilnahme aus und versichert, man werde den Kampf gegen den Terror gewinnen. Den Kampf? Welchen Kampf? Und gegen wen? Der Massenmörder von Nizza war nach ersten Medienberichten nicht als radikaler Islamist bekannt, auch nicht als politisch motivierter Täter. Gegen wen kämpfen wir also, Frau Merkel?
Sind Sie jetzt schockiert?
Die russische Luftwaffe hat heute Morgen Stellungen des IS, des sogenannten „Islamischen Staates“ bombardiert. Vielleicht ist das genau die richtige Antwort. Sind Sie jetzt schockiert, wenn ich das so schreibe? Gewalt ist doch keine Lösung, lernen wir immer. Unsere Soldaten sind „Mörder“, darf man in Deutschland gerichtsbestätigt behaupten.
Wer hat denn in Deutschland, in Frankreich, überall im Westen das bessere Konzept gegen den Terrorismus? Jeder, der Augen hat zum Sehen, weiß doch seit Jahren, was los ist. Die zornigen jungen Männer, die in den Pariser Banlieus Nacht für Nacht randalierten, der rasante Zuwachs zum Salafismus in unseren Gesellschaften.
Wer Verbrechen begeht, muss raus
Und 9/11? Schon vergessen? Ich kann das Gelaber nicht mehr hören in einer Gesellschaft, die sich nicht mehr zu wehren weiß, in der Angriffe auf Polizisten Alltag sind, übrigens in der Regel verursacht von Horden, die sicher nichts mit dem Islam zu tun haben.
Nach den Anschlägen vor einigen Monaten in Paris las ich in einer Zeitungsmeldung, dass es in Brüssel – Zentrum der Europäischen Union – 800 bekannte radikale Islamisten gibt, die potentielle Gefährder sind. In Paris dürften es mehr sein und in London. Im Ruhrgebiet und Berlin gibt es die auch. Sie werden überwacht, rund um die Uhr. Warum eigentlich? Warum haben unsere europäischen Gesellschaften nicht den Mut, diese Leute auszuweisen? Wer hier zu uns kommt und unsere Hilfe bekommt und dann Verbrechen begeht muss raus. Raus! Raus! Raus!
Es ist mir scheißegal
Ich höre schon die ersten Beschwichtiger, die jetzt sagen werden: Ja, die müssten raus, aaaaaber…. ihre Heimatländer nehmen sie ja nicht zurück. Und in ihren Heimatländern sind die Menschenrechte nicht gewahrt. Wissen Sie was? Es ist mir scheißegal. Schafft sie meinetwegen an den Nordpol. Ich bin es leid, immer wieder diese Bilder zu sehen, Blut auf dem Straßenpflaster, zerfetzte Körper, zugedeckt mit dunkelblauen Tüchern, ein totes Kind mit einer Puppe neben sich.
„Wir sind in diesen schweren Momenten an der Seite von Frankreich“, sagt gerade Außenminister Steinmeier im Fernsehen. „Kurz vor dem Wochenende erholen sich die Temperaturen“, meldet der Nachrichtensender N 24…. ich glaube, ich muss kotzen.
Der Beitrag erschien zuerst in Klaus Kelles Blog "Denken erwünscht".

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http://www.focus.de/politik/videos/nach-toedlichen-schuessen-in-muenchen-ich-bin-deutscher-anwohner-filmte-streitgespraech-mit-einem-der-attentaeter_id_5755674.html

 

Ein Augenzeuge filmte den mutmaßlichen Attentäter kurz nach den Schüssen vor dem OEZ.
Die Abschrift des Gesprächs:
Täter: Wegen Leuten wie euch wurde ich gemobbt. Sieben Jahre lang.
Mann: Du Arschloch, du Wichser.
Täter: Und jetzt muss ich ne Waffe kaufen, um euch abzuknallen.
Mann: Dir gehört der Schädel abgeschnitten, du Arschloch.
...
Zweiter Mann: Scheiß Türken.
Mann: Scheiß Kanacken. [kurz unverständlich] Er hat eine Waffe, geladen. Holt einer die Bullen. Der Wichser.
Täter: Ich bin Deutscher.
Mann: Du bist ein Wichser, bist du.
Täter: Hört auf mich zu filmen!
Mann: Was macht dich denn Deutsch?
Täter: Ich bin hier geboren worden.
Mann: Na und? Was machst du für einen Scheiß?
Täter: Ich bin hier aufgewachsen, in der Hartz-IV-Gegend, in der [unverständlich]. Ich war in Giesing in Behandlung.
Mann: Ja, Behandlung. Du gehörst in eine Psychiatrie, du Arschloch.
Täter: Ich habe nichts getan. [...] Halten Sie die Schnauze!
Mann: Du, Wichser, du. [An jemand anderen gerichtet] Ja, der rennt hier umeinander. Der hat eine Schusswaffe.
Dann fallen Schüsse. Die Männer, die das Video machen, gehen in Deckung.

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Protestwelle gegen politische Führung
In Armeniens Hauptstadt Eriwan halten Angreifer seit Tagen eine Polizeistation besetzt. Sie hatten Geiseln genommen und haben ein großes Waffenarsenal unter ihrer Kontrolle. Sie fordern, dass Staatspräsident Sersch Sargsjan zurücktritt - und bekommen dafür immer mehr Unterstützung aus der Bevölkerung, die auf den Straßen protestiert.
http://www.deutschlandfunk.de/armenien-protestwelle-gegen-politische-fuehrung.795.de.html?dram%3Aarticle_id=361416


Armen Hovsepian wohnt mit seiner Familie in einem Sowjet-Plattenbau oberhalb der Straße, die zur besetzen Polizeiwache führt. Vom Schlafzimmerbalkon aus schaut man direkt auf die Straßensperre der Polizei.
"Früh am Morgen habe ich Schüsse gehört, aber wir haben nicht gesehen, was dort los war."
Später dann kam die Meldung: Ein Zivilist habe die bewaffneten Besetzer unterstützen wollen, die seit Tagen ohne Strom, Nahrung, Telefon und medizinische Versorgung von der Außenwelt abgeschnitten sind.
"Er hat sein Auto mit Lebensmitteln vollgepackt und hat es irgendwie geschafft, die Polizeisperre zu durchbrechen. Die Polizei hat seinen Wagen zwar beschossen, aber er hat es trotzdem geschafft, in das abgesperrte Gebiet reinzukommen."
Den 36-Jährigen wundert es nicht, dass der Protest so viel Zuspruch findet, obwohl nicht alle die nationalistischen Parolen der Geiselnehmer teilen.
"Die Menschen gehen nicht nur auf die Straße, weil sie mit den Anliegen der bewaffneten Gruppe sympathisieren. Sie protestieren vor allem gegen den Präsidenten. Viele Leute hassen ihn und sein Regime. Sie haben das Gefühl, dass sie jetzt etwas verändern können."
Schon vor gut acht Jahren, nach der Präsidentschaftswahl im Jahr 2008, war es zu Ausschreitungen gekommen - mindestens acht Todesopfer waren zu beklagen. Anhänger der Opposition hatten gegen - wie sie klagten - Wahlfälschungen protestiert, die Regierung verhängte den Ausnahmezustand und ging mit Waffengewalt gegen die Demonstranten vor. Jetzt aber ist die Regierung zum ersten Mal selbst mit bewaffnetem Widerstand konfrontiert.
"Was die Regierung jetzt unternehmen wird, ist schwer vorauszusagen: Man kann die Besetzung nicht beenden, ohne dabei viele Opfer zu riskieren. Nicht nur unter den bewaffneten Besetzern, sondern auch bei der Polizei. Die Besetzer verfügen inzwischen über eine Menge Waffen."
Gegen Abend haben sich hunderte, vielleicht sogar Tausende Menschen auf der Straße vor der Polizeisperre versammelt. Die Sonne steht schräg, trotzdem ist es noch immer sehr heiß, der Geruch nach gebratenem Hühnchen weht durch die Straße, Imbisse und Supermärkte sind voll.
Kritik an Korruption und Machtmissbrauch
Die Menschen sind aufgebracht. Eine Frau schimpft lautstark auf die Regierung, klagt über Korruption und Machtmissbrauch. Andere gehen zu den aufgereihten Polizisten und versuchen, sie zu überreden, sich den Protesten anzuschließen. Etwas verloren steht eine Mutter in der Menge, an der Hand ihren kleinen Sohn. Als sie zu reden beginnt, kommen ihr die Tränen. Vor Wut.
"Ich bewundere die Aufständischen sehr. Ich komme jeden Tag hierher mit einem von meinen Kindern. Ich habe keine Angst, ich will dass die Regierung vor uns Angst hat. Und ich will, dass der Präsident geht."
Wenn sich nichts ändere, will sie das Land verlassen, sagt sie. Eine ältere Frau neben ihr nickt:
"Ich habe ein bisschen Angst, was noch passieren kann. Natürlich ist das hier ein Risiko für uns, aber das ist es wert. Wenn der Befehl von oben kommt, Gewalt anzuwenden, müssen wir hier sein. Und zwar so viele wie möglich."
Die Sonne geht unter, Redner steigen auf eine improvisierte Bühne, mittlerweile ist auf der Straße kein Durchkommen mehr. Bis vor Kurzem noch hatten die Bewaffneten wegen ihrer nationalistischen Rhetorik eher geringen Rückhalt in der Bevölkerung mit. Doch allein deshalb, weil sie sich gegen die Regierung zur Wehr gesetzt haben, sind sie innerhalb weniger Tage für viele Armenier schon zu Helden geworden:
"Ich bin hier, um unsere Helden zu schützen. In unserem Land ist es nämlich normal, dass die Polizei gewaltsam vorgeht und die Menschenrechte mit Füßen tritt. Und das wollen wir verhindern."

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  • 1 месяц спустя...
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  • 5 месяцев спустя...

http://www.huffingtonpost.de/recep-tanrikulu/turkei-deutschland-integration-geld_b_15161734.html?ncid=folfb

Recep Tanrikulu 

An alle Deutschen, die "Ausländer Raus!" fordern: So viel würde es euch kosten, mich loszuwerden

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  • 1 месяц спустя...

https://thequestion.ru/questions/254122/kak-nachat-izuchat-nemeckii-esli-ya-nikogda-ego-ne-uchila-i-ne-znayu-ni-odnogo-slova

Как начать изучать немецкий, если я никогда его не учила и не знаю ни одного слова?

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  • 11 месяцев спустя...

НЕМЕЦКИЕ МЕТАФОРЫ

В немецком молодежном сленге встречаются яркие метафоры, реализованные в структуре сложных слов.

Das Feinkostgewölbe букв. ‘подвал, набитый деликатесами’, das Hefegeschwür букв. ‘дрожжевой нарыв’, der Schnitzelfriedhof букв. ‘кладбище шницелей’ — «большой живот».

Der Tretferrari букв. ‘«Феррари» с педалями’, die Studentengurke букв. ‘студенческий огурец’, der Drahtesel букв. ‘проволочный осел’ — «велосипед».

Der Drehstuhlpilot букв. ‘тот, кто управляет вращающимся креслом’ — «клерк».

Das Jesus-Handy букв. ‘мобильный телефон, достойный Иисуса Христа’ — «айфон».

Die Gehirnkrücke букв. ‘костыль для мозга’ — «гаджет».

Die Münzmallorca букв. ‘Майорка, которую можно дешево купить’ — «солярий».

Die Mafiatorte букв. ‘мафиозный торт’ — «пицца».

(По материалам исследования магистрантки СПбГУ М. Н. Кудряшовой)

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    • В Риме изберут Патриарха Армянской Католической церкви
      В сентябре в Риме пройдет епископальное собрание, в рамках которого планируется избрание Патриарха Армянской Католической церкви.
       
      Об этом сообщает VaticanNews.
       
      Ранее, 22 июня, попытка избрать патриарха провалилась, поскольку ни один из кандидатов не смог набрать две трети голосов, а это одно из требований, избирательного синодального устава восточных церквей.

       
      Отмечается, что новый патриарх заменит Григора Петроса, который скончался в мае 2021 года. С этой целью в Рим приглашены епископы Армянской Католической церкви, служащие в епархиях различных городов мира.
       
      Епископы соберутся в Лионской духовной семинарии в Риме. Выборы начнутся под руководством кардинала Леонардо Сантри 22 сентября.
       
      • 0 ответов
    • History of Modern Iran
      Решил познакомить вас, с интересными материалами специалиста по истории Ирана.
      Уверен, найдете очень много интересного.
       
      Edward Abrahamian, "History of Modern Iran". 
      "В XIX веке европейцы часто описывали Каджарских шахов как типичных "восточных деспотов". Однако на самом деле их деспотизм существовал лишь в виртуальной реальности. 
      Власть шаха была крайне ограниченной из-за отсутствия государственной бюрократии и регулярной армии. Его реальная власть не простиралась далее столицы. Более того, его авторитет практически ничего не значил на местном уровне, пока не получал поддержку региональных вельмож
      • 4 ответа
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